Krebs in der Schwangerschaft – Behandlungsmöglichkeiten für Mutter und Kind

Shownotes

Eine Krebsdiagnose in der Schwangerschaft ist für jede werdende Mutter ein Schock – doch sie ist selten und heute oft gut behandelbar. In dieser Folge spricht Antonia Eller mit den Oberärztinnen Dr. Dorothee Bonnkirch und Dr. Anne Kathrin Gillenberg aus unserer Gynäkologie und Geburtshilfe über die häufigsten Tumorarten in der Schwangerschaft, und die beiden erklären erklären, wie Diagnostik und Therapie je nach Schwangerschaftstrimester sicher gestaltet werden kann.

Bei DIAKOVERE arbeiten verschiedene Fachrichtungen eng zusammenarbeiten – von der Gynäkologie und Onkologie über die Radiologie und Geburtshilfe bis hin zur Psychoonkologie und dem Sozialdienst. Gemeinsam begleiten wir Frauen medizinisch und emotional durch diese herausfordernde Zeit.

Die wichtigste Botschaft: Mit guter Planung, enger Überwachung und viel Teamarbeit können Mutter und Kind sicher durch diese Zeit kommen.

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00:00:01: Geburtskanal, der Podcast für den besten Staat ins Leben.

00:00:04: Eine Produktion für Henrike, dem Mutter-Kind-Zentrum in Hannover.

00:00:14: Eine Krebserkrankung in der Schwangerschaft ist für eine schwangere Frau verständlicherweise eine große Hiops-Botschaft.

00:00:21: Glücklicherweise tritt es sehr selten auf.

00:00:23: Die Anzahl der diagnostizierten Krebserkrankungen während der Schwangerschaft liegt bei ca.

00:00:28: eine pro tausend bis eine pro tausend fünfhundert Schwangerschaften pro Jahr.

00:00:32: Zwei Expertinnen auf dem Gebiet sind heute bei mir im Studio zu Gast, die beiden Oberärztinnen und Frauenärztinnen aus unserer Gynäkologien-Geburtshilfe Dr.

00:00:40: Dorothea Bonn-Kölch.

00:00:41: Schön, dass Sie da sind.

00:00:42: Hallo.

00:00:43: Und Dr.

00:00:44: Anne-Kathrin Guildwerk, schön, dass auch Sie da sind.

00:00:45: Danke, hallo.

00:00:46: Eine Krebserkrankung während der Schwangerschaft.

00:00:48: Ist ja zum Glück relativ selten.

00:00:50: Ich hoffe, meine Zahlen haben ungefähr gestimmt.

00:00:52: Hartgestimmt.

00:00:53: Damit ist ja bestimmt auch die Daten- und Studienlage relativ schwierig.

00:00:56: Wie geht man damit als Ärztin um?

00:00:58: Das ist richtig.

00:00:58: Es gibt natürlich nur wenig Daten dazu.

00:01:01: Die werden erhoben.

00:01:02: Alle Patienten, die schwanger sind und an Krebs erkranken, sollen möglichst auch in Studien aufgenommen werden, dass man zumindest dann retrospectiv schauen kann, wie sind die behandelt worden, wie ist das Outcome.

00:01:12: Aber die Daten, die wir haben, lassen uns schon auch gute Entscheidungen treffen und die Patienten auch gut beraten.

00:01:18: Und bei uns ist es ja auch gar nicht so selten in der Klinik.

00:01:21: Wir haben tatsächlich pro Jahr immer mal Fälle, oder?

00:01:24: Ja, das

00:01:24: ist richtig.

00:01:24: Wir haben eigentlich jedes Jahr eine Patientin dabei, bei uns in den Gynäkologischen und im Brustkrebszentrum, die wir Schwanger behandeln.

00:01:32: Welche

00:01:32: Krebserkrankungen in der Schwangerschaft sind denn die häufigsten und gibt es dafür Gründe?

00:01:37: Ja,

00:01:37: das ist genau der Punkt.

00:01:38: Im Brustkrebszentrum haben wir davon Patientinnen, weil das tatsächlich die häufigste Krebserkrankung in der Schwangerschaft ist.

00:01:44: Der Brustkrebs ist das Mama-Karzinom.

00:01:46: Gefolgt von einer bülenkologischen Krebserkrankung, dem Cervix-Karzinom, Gebär-Mutterheizkrebs, Schilddrüsen-Karzinom, Lymphoma und Leukamine und Melanome-Zähnen mit zu den häufigsten.

00:01:57: Aber wie gesagt, das Mama-Karzinom ist mit Abstand das häufigste in der Schwangerschaft auftredende.

00:02:01: Katzinom.

00:02:02: Kann

00:02:02: man das erklären, warum das so ist?

00:02:03: Es gibt keinen Zusammenhang mit der Schwangerschaft, also die Schwangerschaft selber ist kein Risikofaktor für die Entstehung dieser Katzinome.

00:02:09: Es sind einfach die Katzinome, die in der entsprechenden Altersgruppe auftreten können, mit dem gleichen Risiko wie bei Nichtschwangeren.

00:02:16: Die Häufigkeit ist auch in der Tat ein bisschen zunehmend, zumindest in den westlichen Ländern, da eben die Schwangeren.

00:02:23: Einfach älter werden bei uns.

00:02:25: Man hat ja jetzt bei einem Auftreten von einer Krebserkrankung zwei Patienten.

00:02:28: Das ist einmal die Mama und dann aber auch das ungeborene Baby im Bauch.

00:02:32: Wie ist das denn so in der Praxis?

00:02:34: Arbeiten dann tatsächlich mehrere Kliniken bei uns zusammen oder mehrere Fachrichtungen?

00:02:38: Genau, das ist ganz wichtig, dass wir die interdisziplinär behandeln.

00:02:41: Und das können wir bei uns in der Klinik auch.

00:02:43: Das heißt, die onkologischen Entscheidungen werden natürlich bei uns in den Tumorkonferenzen in der Gynäkologie getroffen.

00:02:50: Da werden die Patienten beraten.

00:02:51: Und wichtig ist auch, dass die Patienten dann regelmäßig im Ferienatalzentrum vorstellig sind, damit halt die Schwangerschaft überwacht wird, damit kein Schaden am Kind entsteht und frühzeitig Probleme, die vielleicht entstehen, erkannt werden und wir dann darauf eingehen können.

00:03:05: Und deswegen ist ganz wichtig, dass wir uns da dann eng abstimmen und die Patientin regelmäßig Terminer hat in der Geburtshilfe und in der Gynäkologie.

00:03:13: Und das ist auch noch weit darüber hinausgehend.

00:03:15: Ja, also das ist sicherlich jetzt bei den schwangeren Patientinnen mit der Krebserkrankung die wichtigste Schnittstelle.

00:03:20: Aber wenn man sich überlegt, welche Disziplin generell bei unseren interdisziplinären Entscheidungen in der Tumortherapie eine Rolle spielen, da gehören die Onkologen dazu, in dem Fall die gynäkologischen Onkologen, Radiologen, Strahlen, Therapeuten, Chirurgen, Pediathe eventuell auch.

00:03:35: Wenn mir die Frage ist, wie es nach einer Kripsbehandlungen hinterher, wie es weitergeht, Psycho-Onkologen, die Liste ist ja wahnsinnig lang der Radi in diesem interdisziplinären Team eine Rolle spielen.

00:03:45: Wie

00:03:45: ist das denn bei der Diagnose-Stellung?

00:03:47: Kann man da tatsächlich die gleichen Untersuchungen stattfinden lassen wie bei einer nicht schwangeren Frau?

00:03:52: Oder hat die vielleicht sogar andere Symptome in einer schwangeren Frau?

00:03:55: Ich würde sogar noch ein bisschen vorher anfangen.

00:03:56: Erst mal bei den Symptomen.

00:03:58: Die kripsspezifischen Symptome, also beispielsweise der Tasbefund an der Brust, den gibt es bei Schwangeren und bei Nichtschwangeren.

00:04:05: Das ist jetzt vielleicht ein Sonderfall, wenn man ... in der Schwangerschaft, die es vielleicht ein bisschen schwerer beurteilen kann, das vom Tast befunden hat, das Prostrysengewebe.

00:04:13: Aber es gibt auch unspezifische Symptome, die dann auch eher mit Schwangerschaftssymptomen verwechselt werden können.

00:04:18: Was ist mit Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Übelkeit?

00:04:20: Also wird es nicht etwas, was speziell der eine Tumor macht, sondern einfach was die Krebserkrankung an sich macht.

00:04:26: So etwas wird unter Umständen etwas schwieriger erkannt, weil es halt ... quasi misinterpretiert wird.

00:04:32: Im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge gehört am Anfang der Schwangerschaft und unmittelbar davor ein Vorsorgeabstrich vom Gebärmutterhals dazu.

00:04:39: Es spricht nichts gegen eine normale Hautkrebsvorsorge.

00:04:43: Also die Früherkennung für diese Tumore sind in der Schwangerschaft an sich, genauso wie bei anderen Schwangeren auch.

00:04:49: Nur diese unspezifischen Symptome können unter Umständen verwechselt werden.

00:04:54: Und wie ist es dann so mit Untersuchungen wie Röntgen, CT, MRT?

00:04:58: Genau, Sonografie ist ja das, was wir Gynäkologen viel und gerne machen.

00:05:01: Das ist überhaupt kein Problem in der Schwangerschaft.

00:05:04: Das wäre auch das Erste, was man sich dann anschaut.

00:05:07: Bei Röntgenuntersuchungen muss man natürlich vorsichtig sein, dass man nicht zu sehr in den Bereich geht, wo das Kind sitzt.

00:05:13: Das heißt, wenn man jetzt irgendwie weiterführende Untersuchungen machen möchte, wäre es sicherlich sinnvoll, also Röntgenbild von der Lunge zu machen.

00:05:21: Das ist auch möglich, aber jetzt CT vom... vom Weckenbereich, vom Abdomenbereich, das würde man eher nicht machen, dann würde man dann die weiteren Untersuchungen anpassen.

00:05:29: Sonografie ist kein Problem.

00:05:31: MRT von der Brust ist auch möglich.

00:05:35: Vom Weckenbereich dann auch wieder eher nicht.

00:05:37: Kann man alles angepasst machen.

00:05:39: Cool, das

00:05:39: ist beruhigend, dass die Untersuchungsmethoden trotzdem gehen.

00:05:42: Wenn die Diagnosekrebs gestellt wird, ist damit automatisch ein Schwangerschaftsabbruch erforderlich?

00:05:47: Oder wie entscheidend ist der Zeitpunkt der Schwangerschaft, in der sich die Frau befindet für ein Fortfühl in der Schwangerschaft?

00:05:52: Es ist schon entscheidend.

00:05:53: Wir unterscheiden ja in der Schwangerschaft das erste, zweite und dritte Triminon.

00:05:58: Im ersten Triminon werden die Organe beim Kind angelegt.

00:06:01: Da findet die Organogenese statt.

00:06:03: Das ist das Zeitfenster in der Schwangerschaft, wo das ungeborene Kind sehr vulnerabel ist für äußere Einfälle.

00:06:08: und so auch beispielsweise für eine Chemotherapie.

00:06:11: Es kommt sicherlich darauf an, welche Art von Tumorerkrankungen man hat und was jetzt die empfohlene Therapie ist in dem Moment.

00:06:17: Aber in der frühen Schwangerschaft, beispielsweise mit einer Chemotherapie zu Beginn, wäre nicht möglich, sodass man in dem Fall zumindest darüber beraten kann.

00:06:26: Die Alternative wäre, zu beraten, was passiert, wenn man die Therapie verschiebt und damit erst im zweiten Triminon beginnt.

00:06:32: Welches Risiko kaufe ich mir ein durch diesen Therapieverzug?

00:06:36: Denn ab dem zweiten Triminon... sind eigentlich all diese in der Schwangerschaft häufigen Tumorerkrankungen gut therapierbar und auch vor allem genauso gut therapierbar wie bei nicht schwangeren Kripspatientinnen.

00:06:47: Mit dem Wissen macht es natürlich einen deutlichen Unterschied, in welchem Triminon man sich befindet und wann man mit der Therapie beginnen sollte, ob das denn dann möglich ist oder nicht oder ob man vielleicht auch schieben kann und in diese risikoärmere Zeit kommt.

00:06:59: Okay, das heißt, es gibt nicht diesen Einweg, dass man sagt, sie sind noch im ersten Trimester, sie müssen abtreiben, sondern man kann auch sagen, man fängt erst mit der Kippstherapie später an.

00:07:07: Okay.

00:07:08: kommt sicherlich auf die Tumorerkrankung an.

00:07:10: Es gibt nicht aus unserer gynäkologischen Sparte eher aus der onkologischen internistischen Sparte.

00:07:15: Aggressive Lymphome, zum Beispiel, da diskutiert man das anders.

00:07:18: Ob man da so was verschieben kann, da ist eher die Empfehlung dann in der Frischwangerschaft tatsächlich dann in Richtung Abbruch.

00:07:25: Aber es gibt die Möglichkeit, je nach Aggressivität des Tumors und je nachdem, in welcher Woche man genau sich befindet, dass man dann sagt, man könnte jetzt in vier Wochen mit der Therapie starten.

00:07:33: Und dann ist das auch etwas, was man diskutieren kann.

00:07:36: Bis zur zwölften Woche ist es ... ja legal abzubrechen.

00:07:39: Wie ist das über der zwölften Woche hinaus, wenn ich mich dann für einen Abbruch entscheide, weil ich weiß, ich habe Krebs?

00:07:44: Es ist §.

00:07:44: twohundertachzehn A der STWGB.

00:07:47: Da ist bis zur zwölften Schwangerschaftswoche.

00:07:49: Ist das richtig?

00:07:49: Ist das straffrei?

00:07:50: Nach der Beratungsregelung nach der zwölften Woche ist das nicht rechtswidrig.

00:07:54: Wenn Gefahr für das Leben oder eine schwerwiegende Beeinträchtigung des körperlichen oder seelischen Gesundheitszustands der Schwangeren besteht.

00:08:00: Das sind die Fälle, die beraten werden müssen.

00:08:03: Mit einer Ethik-Kommission wird das Ganze besprochen, wo... die behandelnden Ärzte beraten, welche Folgen hat das Ganze jetzt entweder für das Kind oder eben für die Schwangere?

00:08:13: und ist das Ganze zumutbar, diese Schwangerschaft auszutragen?

00:08:15: und dann wäre auch da ein Weg.

00:08:18: in Richtung Abbruch möglich.

00:08:20: Aber das muss sehr individuell betrachtet werden.

00:08:23: Sie haben auch gerade gesagt, das Outcome ist im zweiten und dritten Trimester gleich.

00:08:26: Das heißt, da könnte man tatsächlich eine Krebstherapie machen.

00:08:30: Wie sieht das mit den Auswirkungen für das Kind aus?

00:08:32: Outcome bezieht sich das nur auf die Mutter oder auch auf das Kind?

00:08:34: Also für die Mutter ist Prognose entscheidend, dass sie möglichst Leitliniengericht verhandelt wird.

00:08:39: Und da muss man schauen, dass man dicht an der Leitlinie dran ist, trotz Schwangerschaft.

00:08:43: Und wenn das geht trotz Schwangerschaft, dann hat eine schwangere Patientin ... eine schlechtere Prognose als eine Patientin, die nicht schwanger ist.

00:08:50: Gerade die Chemotherapien sind ab dem zweiten Trimion sicher.

00:08:55: Natürlich muss man schauen, welche Substanz wird da gerade angewendet, aber die, die wir standardmäßig verwenden, die sind sicher.

00:09:02: und auch für das Kind sicher.

00:09:03: Es ist abhängig vom Schwangerschaftsalter.

00:09:06: In der Frühschwangerschaft würde man diese Substanzen, die wir da eine standardmäßig in der Chemotherapie geben, nicht verabreichen.

00:09:12: Ab dem zweiten Triminon sind sie sicher.

00:09:14: Und das Risiko, was das Kind von dieser Chemotherapie trägt, sind Wachstumsrestriktionen.

00:09:20: Die Kinder haben mit zehn bis elf Prozent ein Risiko, dass sie leichter sind als andere Kinder in der gleichen Schwangerschaftswoche.

00:09:28: Was dazu kommt, ist ein Frühgeburtstrisiko.

00:09:30: Das ist der Grund, warum.

00:09:32: engmaschige Kontrollen interdisziplinären Absprache mit der Geburtshilfe stattfinden, dass man die Kinder gut kontrolliert, dass man den Wachstumsverlauf kontrolliert, dass man eine Feindiagnostik machen kann, sich die Organe schon alle anschauen kann.

00:09:44: Und dann wird die Schwangerschaft im Prinzip von geburtshilflicher Seite genauso betreut, auch wie eine Patientin, die keine Krebstherapie hat.

00:09:49: Also wenn das Kind Wachstumsverzögerungen zeigt, dann wird in den entsprechenden Abständen kontrolliert, wie es auch So was kann ja auch vorkommen, ohne dass man eine Dürmertherapie macht und in den entsprechenden Abständen kontrolliert und dann eben auch entsprechend die Schwangerschaft betreut oder eben irgendwann auch vielleicht dann entschieden, dass sie beendet werden muss.

00:10:08: Und das funktioniert ganz gut.

00:10:10: Sie haben auch gerade gesagt, manchmal ist nur eine Operation, vielleicht auch notwendig manchmal eine Kombi aus allem.

00:10:14: Wie ist das, wenn jetzt beispielsweise nur eine Operation durchgeführt werden müsste?

00:10:18: Welche Risiken gibt es da für Mutter und Kind?

00:10:19: Weil auch die Mama muss ja trotzdem in der Kose versetzt werden.

00:10:22: Ist das ein Risiko

00:10:23: für das Kind?

00:10:23: Das

00:10:24: ist richtig.

00:10:24: Narkose ist da notwendig für eine Operation.

00:10:26: Wir haben ja eines Assisten, den wir die Patienten dann vorher vorstellen.

00:10:31: Das heißt, die Patienten werden gut beraten vorab und eine voll Narkose ist in der Schwangerschaft möglich.

00:10:36: Auch da wollen wir natürlich gerne im zweiten oder dritten Trimionon sein, dass halt weniger Risiken fürs Kind da sind.

00:10:43: Aber Operation ist so das geringste Risiko für ... Mama und Kind.

00:10:47: Gibt es denn eine Krebsart, die immer einen Abbruch zwingend erfordert?

00:10:50: Oder kann man das gar nicht so pauschal sagen?

00:10:52: Sie schütteln beide mit dem Kopf.

00:10:54: Nein, das hängt ganz davon ab, welche Entität es ist, welchem Stadium das ist, wie ist es eine frühe Erkrankung, ist es eine fortgeschrittene Erkrankung?

00:11:02: Wo sitzt der Tumor, welche Komplikationen sind vielleicht schon aufgetreten?

00:11:07: Das muss man dann ganz individuell mit der Patientin besprechen.

00:11:10: Mhm.

00:11:11: Über die Krebstherapie in der Schwangerschaft haben sie ja gerade schon etwas erzählt.

00:11:15: Es gibt Chemo, es gibt Bestrahlung, man kann die auch in der Schwangerschaft durchführen, gerade ab dem zweiten Trimester.

00:11:20: Wie ist das dann vor der Geburt, sollte man mit einer Krebstherapie dann aufhören?

00:11:25: oder für die Geburt unterbrechen, oder wie ist

00:11:27: das?

00:11:27: Das wird noch einmal kurz zurückgreifen, also die Chemotherapie ab dem zweiten Treminon ist gut durchführbar.

00:11:32: Bestrahlung ist mit Einschränkungen durchführbar, das kommt auf die Lokalisation des Tumors an, also die Brust könnte man bestrahlen, man kann auch Lymphome bestrahlen, die oberhalb vom Zwerg versitzen, also es ist schon natürlich Voraussetzung, dass das Bestrahlungsfeld weit genug weg von der Schwangerschaft, also von der Gebärmutter und dem ungeborenen Kind ist.

00:11:49: Man kann nicht ... ohne weiteres in der Schwangerschaft bestrahlen, wie man immer bestrahlen würde.

00:11:55: Das ist schon sicherlich eine Einschränkung.

00:11:57: Häufig ist es aber so, dass die Bestrahlungsoptionen jetzt zumindest bei unseren Patienten, vor allem bei den Brustkrebs-Patienten zu einem viel späteren Zeitpunkt in dem ganzen Therapier-Regime nach der Operation erst zum Tragen kommen.

00:12:09: Und bis dahin ist die Schwangerschaft in den meisten Fällen dann ja ohnehin schon beendet, wenn im Vorfeld eine Chemotherapie stattgefunden hat.

00:12:16: Okay, d.h.

00:12:16: die Bestrahlung würde man dann nach der Geburt aufgestehen machen.

00:12:20: Und sollte man die Chemo vor der Geburt aussetzen?

00:12:22: für den Zeitpunkt?

00:12:24: Ja, sollte man.

00:12:25: Da liest man in der Literatur Empfehlungen von mindestens drei Wochen Abstand nach der letzten Chemotherapie.

00:12:31: Es ist eine Nebenwirkung der Chemotherapie, die sogenannte Mühellosuppression.

00:12:36: Das bedeutet, dass die Krebspatientin unter der Chemotherapie weniger weiße Blutkörperchen produziert im Knochenmark und zur Verfügung hat zur Abwehr gegen Infekte.

00:12:44: Und dieses Phänomen überträgt sich auch auf das Kind.

00:12:47: Also auch Kinder haben in der Geburt ... Also im Bauch noch durch die Chemotherapie diesen Effekt.

00:12:53: Und wenn dann die Geburt zu zeitnah nach der letzten Chemotherapie stattfindet, haben quasi beide, Mutter und Kind, die Situation, dass sie weißen Blutkörperchen niedrig sein können und sie dann quasi mit einer geschwächten Immunabwehr, wenn man das so nennen will, in eine Geburt starten und ins Leben starten.

00:13:08: Und das ist sicherlich nicht die beste Voraussetzung.

00:13:10: Daher kommt diese Empfehlung unter anderem.

00:13:14: Wenn ich diese Empfehlung dann befolge und drei Wochen eher damit aufhöre, ist dann aber eine normale, vaginale Geburt?

00:13:19: Möglich?

00:13:20: Ja.

00:13:20: Der Entbindungsmodus hat nichts mit der Chemotherapie zu tun.

00:13:23: Also das ist dann ganz abhängig davon, welche Begleitumstände sonst in der Schwangerschaft bestehen.

00:13:28: Ob es einen geburtshilfigen Grund gibt für einen Kaiserstatt, aber ansonsten ist das kein Grund, warum man lieber einen Kaiserstatt oder eine vaginale Entbindung plant.

00:13:36: Wir hoffen ja immer, dass mögliche Frauen vaginale binden können.

00:13:40: Krebs in der Schwangerschaft ist ja ein absolut belastendes Thema für die Frauen, für die Familien.

00:13:45: Wie kann man da Unterstützung bekommen?

00:13:46: Ja, wir haben ja ein multiprofessionelles Team.

00:13:49: Das heißt, wir haben Psycho-Onkologen da, die regelmäßig bei unseren Patienten vorbeischauen.

00:13:54: Die gucken, wer hat Beratungsbedarf, wer hat vielleicht auf mehr Beratungsbedarf als andere, um da Unterstützung zu geben.

00:14:00: Dann haben wir den Sozialdienst mit dabei, der gucken kann, dass das zu Hause alles auf guten Füßen steht, weil sich irgendwie um einen Baby vielleicht so kümmern.

00:14:09: wenn man gerade entbunden hat, den Haushalt zu schmeißen, noch nebenbei zur Chemie zu kommen.

00:14:12: Das ist alles sehr viel schon für eine Mama, die vielleicht schon größere Kinder hat, nicht noch jetzt mit dem Säugling.

00:14:18: Das heißt, die helfen dort auch vom Sozialdienst.

00:14:20: Wir haben auch Seelsorge am Team, um auch noch einmal emotional stabilisierend zu wirken.

00:14:26: Da gilt es, so viel Beratung wie möglich zu nutzen.

00:14:29: Und das versuchen wir dann auch.

00:14:30: Ja, schön, dass es da eine Rundumbetreuung da auch bei unserem Hause gibt.

00:14:34: Wenn man jetzt die Krebserkrankungen hoffentlich erfolgreich überstanden hat, ein gesundes Kind im besten Fall in den Armen hält, gibt es da Empfehlungen, wie lange man bis zur nächsten Schwangerschaft warten soll bzw.

00:14:44: wie sind da überhaupt die Aussichten?

00:14:45: Empfehlen Sie dann noch eine weitere Schwangerschaft?

00:14:47: Das ist sicherlich sehr individuell.

00:14:49: Das hängt von der Art der Tumorerkrankung ab.

00:14:51: Das hängt maßgeblicher von der individuellen Prognose ab.

00:14:55: Man liest da in älterer Literatur Empfehlungen wie erst mal zwei Jahre abwarten.

00:15:01: Man geht immer davon aus, dass bei Tumorerkrankungen das Rückfallrisiko in den Jahren unmittelbar nach der Tumorerkrankung am höchsten ist.

00:15:08: Zumindest war das ja lange so der Fall.

00:15:10: Und das ist inzwischen einfach, wird nicht mehr so absolut gesehen.

00:15:13: Also es gilt darum, individuell die Frau zu beraten.

00:15:17: Es gibt durchaus Tumorerkrankungen, wo man einen Rückfall spät erwartet in zehn Jahren.

00:15:21: Und dann kann man natürlich nicht sagen, warten Sie jetzt mal zehn, zwölf Jahre ab und dann können Sie noch mal schwanger werden.

00:15:27: Da gibt es sowieso keine Empfehlung, dass man das nicht darf.

00:15:30: Man muss einfach individuell die Situation sehen und dann besprechen, was aus onkologischer Sicht ein Verlauf sein könnte.

00:15:39: Und dann liegt es am Ende des Tages ja bei der Frau selber, das zu entscheiden.

00:15:43: Genau, und dann kommt es noch darauf an, was die Patientin vielleicht noch an Folgetheraikin hat.

00:15:47: Wir haben natürlich auch die Möglichkeit nach OP noch weiter, wenn das dann Posten-Otjavanto-Konzepte.

00:15:54: zu haben, dass die Patienten noch dauerhaft für mehrere Jahre Medikamente bekommen.

00:15:58: Wir haben das in dem Encrin-Bereich, also eine antimonelle Therapie.

00:16:03: Wir haben das aber auch im Antikörperbereich.

00:16:05: Und das sind alles Medikamente, die können.

00:16:07: unter denen darf man nicht schwanger werden, weil die einfach Theratogen sind.

00:16:10: Das heißt, die machen Fehlbeldungen beim Kind und dann muss man natürlich abwägen.

00:16:15: Wie viel profitiert eine Patientin von diesen Folgebehandlungen noch?

00:16:19: Wie stark kann sie ihre Prognose dadurch verbessern und das Rückfallrisiko senken?

00:16:24: Und dann wäre es häufig wichtig, diese Therapien erst abzuschließen und dann erst den nächsten Kinderwunsch zu realisieren.

00:16:31: Aber auch das ist natürlich ganz individuell, damit der Patientin zu besprechen, wie stark ist der Kinderwunsch und wie hoch ist tatsächlich das individuelle Rückfallrisiko, wie viel profitiert sie von diesen Behandlungen?

00:16:41: Wie lange nimmt man solche Medikamente im Schnitt?

00:16:43: Reden wir davon im Monat?

00:16:44: Reden wir davon Jahre?

00:16:47: Wir haben gerade die Endocrintherapien laufen in der Regel fünf Jahre.

00:16:51: Dann haben wir neue Antikörpertherapien, die noch mal ein Jahr laufen.

00:16:54: Das zählt auch in diese fünf Jahre mit rein.

00:16:57: Wir reden da tatsächlich nicht über acht Wochen, sondern immer von ein Jahr bis fünf Jahren.

00:17:03: Wie ist das mit dem Stillen, wenn dem noch eine Kripstherapie gemacht wird?

00:17:05: Ist das möglich?

00:17:06: Das empfiehlt man eher nicht.

00:17:09: Die Substanzen sind in der Regel alle so, dass sie übergehen an die Milch und das dann eher abgeraten wird.

00:17:15: Wenn noch Antitomotherapie, nenne ich es jetzt mal, Medikament hüßläuft, dass man darunter dann nicht stillen sollte.

00:17:22: Taschemotherapie sowieso nicht.

00:17:24: Aber auch jetzt die angesprochenen Antikörpertherapien zum Beispiel sind dafür einfach auch zu wenig untersucht.

00:17:29: Und da weiß man zu wenig drüber, über dann Langzeiteffekte durchstellen, so dass man dann immer eher vorsichtig ist in der Beratung.

00:17:35: Es gibt ja einfach auch gute Alternativen.

00:17:37: Also was es schon auch eine Rolle spielen kann, das ist einfach sehr individuell still.

00:17:41: Ist ja auch ein sehr emotionales Thema.

00:17:43: Also selbst wenn eine Therapie in der Schwangerschaft stattgefunden hat, eine Chemotherapie, eine Operation nach der Schwangerschaft noch stattfindet und es dann noch ein Zeitfenster X gibt, bis beispielsweise eine Bestrahlung anfängt und weitere Therapien gegeben werden, gibt es auch die Möglichkeit dann für eine kurze Zeit zu stillen und die Wochen, die man da eben nutzen kann für die Mutter-Kind-Bindung.

00:18:05: Und dann muss man eben weiter sehen, je nachdem was.

00:18:06: geplant ist.

00:18:07: Ein ganz

00:18:07: hoffnungsvoller Aussicht, dass es nicht ganz immer unterbunden werden muss, was es auch da Umständen geht.

00:18:12: Diese Medikamente, von denen Sie jetzt gesprochen haben, hat das Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit hinsichtlich eines weiteren Kindes?

00:18:17: Chemotherapien reduzieren von die Fruchtbarkeit der Frauen.

00:18:20: Das heißt, gebärfähige Frauen werden bei uns auch gefragt, ob sie mit der Familienplanung schon abgeschlossen haben oder ob sie da noch Wünsche offen haben und dann werden die in der Regel auch in einem Kinderwunschzentrum vorher schon mal vorgestellt, um sich dort beraten zu lassen, dass wir vielleicht auch Eizellen vorher schon konservieren lassen oder halt zumindest Medikamentös, die Funktion der Eierstöcke ein bisschen abschämen, unter Chemotherapie.

00:18:44: Das bieten wir allen Frauen unter vierzig Pauschal an und darüber hinaus auch denen, die älter sind, aber dennoch der Kinderwunsch schon nicht abgeschlossen ist.

00:18:52: Ja, das ist ja ein positiver Ausblick zum Ende dieser Folge.

00:18:55: Man kann vor der Krebstherapie die Eizellen entnehmen lassen, wenn ein weiterer Kinderwunsch besteht.

00:19:01: Man kann sagen Krebs in der Schwangerschaft, es ist eine unglaubliche Herausforderung.

00:19:05: Aber es gibt gute Möglichkeiten, Mutter und Kind sicher durch diese Zeit zu begleiten, mit der richtigen medizinischen Betreuung bei uns im Hause, toller Teamarbeit und einer großen Portion Zuversicht, die braucht man auf jeden Fall.

00:19:16: Ich danke Ihnen ganz, ganz sehr für diese sehr spannende Folge, schön, dass Sie heute da waren.

00:19:20: Sehr gerne, sehr gerne.

00:19:27: dem Mutter-Kind-Centrum in Hannover.

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